Die Bedeutung der Mentalität beim Investieren und Gründen: Warum Perfektionismus schädlich sein kann

Dass jedes Land seine eigene Mentalität hat, ist jedem klar. Dass die Deutschen oft als langweilig und grau bezeichnet werden, weil sie nur arbeiten und nie lachen, spiegelt sich in diesem humorvollen Spruch wider: „Funny facts about Germany: no fun in Germany, go back to work.“ Genau das zeigt sich meiner Meinung nach auch beim Investieren und dem Aufbau eines eigenen Unternehmens.


Ich selbst bin kein gebürtiger Deutscher, sondern komme ursprünglich aus Russland. Meine Mentalität hat sich jedoch mittlerweile fast vollständig der deutschen angepasst. Pünktlich und fleißig wie eine Biene gehe ich meinem Tagwerk nach. Ich bin hektisch und schnell genervt von Personen, die nicht meine Leistung erbringen oder sich einfach nur zu langsam zum Supermarkt bewegen. ‚Nicht jeder hat Freizeit, Oma. Zeit ist Geld‘, so sagt man, und ich möchte dann, dass mir niemand im Weg steht. Zum Glück überwiegt diese Seite in mir nicht, und ich kann auch ganz gelassen in der längsten Schlange warten oder auf den nächsten Fahrstuhl oder die nächste Bahn.

Meckern und Nörgeln auf hohem Niveau

Sich über gewisse Dinge aufzuregen, lohnt sich einfach nicht. Die negativen Gedanken, die dadurch entstehen, verschlimmern die Situation nur, anstatt sie zu verbessern. Viele Menschen wissen nicht, dass unsere Gedanken und unsere Stimmung von uns selbst abhängen und nicht von äußeren Umständen wie einer verpassten Bahn.

Es hat einen grünen Farbton und vermittelt eine ruhige, gelassene Atmosphäre

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir auf bestimmte Situationen reagieren können: Entweder reagieren wir negativ und suchen nach Ausreden wie „Das passiert immer nur mir. Hätte ich doch anders gehandelt“. Oder wir reagieren positiv und verwandeln diese neue Situation in positive Energie. Stress lässt uns altern und macht uns müde. Glücklich sein ist wesentlich entspannter – oder hast du schon mal jemanden sagen hören: „Puh, ich bin so müde vom Glücklichsein“?

Statt sich darüber aufzuregen, dass die Bahn weg ist, kann man die Zeit nutzen, um Dinge zu erledigen, die man vielleicht zu Hause machen würde: E-Mails checken, lesen, einfach mal die Seele baumeln lassen und entspannen, tief durchatmen und das Leben wahrnehmen. Wer an das Schicksal glaubt, sollte sich sowieso nicht aufregen.

Die „Meckermentalität“ der Deutschen

Leider sehe ich bei meinen Mitmenschen oft das Gegenteil. Ständig wird gemeckert, dass ihnen etwas nicht passt und nicht nach ihrer Nase läuft. Es ist selbstverständlich, dass sich die Welt nicht nur um eine einzelne Person dreht. Man muss Dinge akzeptieren können, wie zum Beispiel eine verpasste Bahn. Vom Meckern, Schimpfen und Fluchen kommt die Bahn weder schneller noch früher. Warum sich also aufregen?

Diese „Meckermentalität“ der Deutschen ist legendär und überall bekannt. Ich habe mir längst abgewöhnt, so zu handeln. Nur ab und zu nörgele ich, wenn wirklich Zeitnot herrscht oder wenn ich mich durch meine eigene Dummheit in eine unangenehme Situation manövriert habe und mir dieser bewusst bin.

Akzeptanz von Mentalitäten

Negativität beim Investieren und Gründen – Deine Mentalität steht im Weg

Aber was hat dieses Meckern und Nörgeln mit Investieren oder Geld im Allgemeinen zu tun? Sprüche wie: „Ich habe nie Geld, andere haben viel mehr als ich. Warum haben andere Glück? Ich werde nie so viel Geld haben“ bremsen einen selbst aus und belasten einen zusätzlich. Diese negative Einstellung ist wie eine Spirale, in die man immer tiefer fällt.

Sei ein Macher und kein Schwacher

Sei ein Macher und kein Schwacher“ heißt es in dem recht unterhaltsamen Film Pain and Gain. Wer nur rumsitzt und nichts gegen seine Schwächen unternimmt, hat schon verloren. Und hier spiegelt sich wieder die deutsche Mentalität wider. Viele trauen sich nicht, etwas aus sich zu machen, weil sie Angst haben – Angst zu versagen. Wer hier in Deutschland versagt, sei es in der Schule, bei der Arbeit oder in privaten Dingen, wird sofort gesellschaftlich abgestraft.

Dadurch entsteht ein erheblicher Leistungsdruck. Abitur ist Pflicht, damit man studieren kann und viel Geld verdient. Doch für Reichtum muss man nicht zwingend studieren, wie viele Beispiele zeigen: Oprah Winfrey, Steve Jobs, Quentin Tarantino oder Mark Zuckerberg. Erfolg hat also wenig mit einem Abschluss zu tun – es ist ein ausschlaggebender, aber nicht absoluter Faktor.

Selbstständigkeit? Nein danke, ich bevorzuge Sicherheit!

Weiterhin habe ich in der Schule gelernt, dass Unternehmensgründung schwierig und oft zum Scheitern verurteilt ist. Die Abkürzung GmbH merkte man sich in meiner Klasse als: „Gehst du mit, bist du hin.“ Auch Eltern oder Freunde reagieren meist mit Verunsicherung und raten einem, nicht selbstständig zu werden. Eine Festanstellung sei sicherer als sein eigener Herr zu sein.

Man lernt jedoch auch aus Misserfolgen. Scheitern gehört genauso zum Leben wie Erfolge, und das muss man akzeptieren. Risiken sind Hindernisse, aber wer diese Hindernisse nicht bereit ist zu überwinden, wird nie vorankommen.

Die Insolvenzparty

Eine minimalistische Illustration eines wohlhabenden deutschen Geschäftsmannes, der mit einer Karte und Blumen in der Hand eine lebhafte Party betritt und überrascht feststellt, dass die Leute um eine Schachtel mit der Aufschrift „Our Second Business“ herum feiern, was den Optimismus zweier amerikanischer Unternehmer nach einem geschäftlichen Misserfolg darstellt.
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An dieser Stelle möchte ich eine kleine Geschichte erzählen, die ich auf einem Seminar gehört habe.

Ein reicher deutscher Unternehmer wurde von zwei bekannten Amerikanern eingeladen. Diese beiden hatten vor wenigen Monaten ein Geschäft eröffnet und waren vor kurzem insolvent gegangen. Kurz gesagt: Die beiden hatten absolut keine Ahnung, wie man ein Unternehmen leitet. Es gab mehr Partys als Einnahmen; man könnte sagen, sie haben das Unternehmen mit Vollgas gegen die Wand gefahren. Der reiche Unternehmer war bestürzt, als er von der Pleite hörte. Er kaufte eine Trostkarte und Blumen, überlegte sich lange, wie er die beiden aufbauen könnte, damit sie nicht allzu traurig waren.

Am Haus angekommen, klingelte der deutsche Unternehmer und hörte hinter der Tür laute Musik und Gelächter. Die Tür öffnete sich, einer der beiden lächelte ihn an und sagte: „Willkommen auf unserer Insolvenzparty.“ Verwirrt trat der deutsche Unternehmer ein und versteckte die Karte tief in seiner Jacke, denn niemand trauerte – alle feierten. In der Mitte des Raumes stand eine Box mit der Aufschrift „Unser zweites Unternehmen“. Wie der Unternehmer später erfuhr, hatten die beiden Amerikaner eine neue Idee für ein Unternehmen, das sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder gegen die Wand fahren würden. Keiner ihrer Freunde oder Verwandten hatte ihnen das ausgeredet; alle hatten fleißig Geld in die Box gesteckt, damit die beiden wieder loslegen konnten.

Die Perfektion zerstört alles

Diese kleine Geschichte zeigt die unterschiedliche Mentalität der Menschen. Ich finde es faszinierend, dass Amerikaner bereit sind, riesige Schulden aufzunehmen, um ihren Traum zu leben. In Deutschland bekommt man mit einer schlechten Idee keinen Kredit mehr.

Genau das stört mich: Alle wollen alles perfekt haben. Wenn es auf dem Papier nicht funktioniert, wird es nie funktionieren. Viele warten auch beim Investieren in Aktien auf den perfekten Einstiegszeitpunkt, den es nie gibt. Und wenn sie investieren, machen sie den Fehler, rückblickend zu urteilen und ärgern sich, dass sie zu viel bezahlt haben.

Geld ist nicht alles!

Illustration eines kleinen Unternehmens, das sich auf die Entwicklung eines sinnvollen Produkts konzentriert, anstatt nur auf den Gewinn.
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Ich sehe mein Produkt und meine Firma nicht als Cashcow. Wenn sie eine wird, werde ich mich nicht darum streiten und sie abgeben wollen. Meine kleine Firma und mein Produkt sind mein Traum. Und dieser Traum besteht nicht darin, Geld zu verdienen, sondern mein eigenes Unternehmen und Produkt zu haben. Mir reicht es, wenn ich am Ende bei plus/minus Null rauskomme. Sogar mit einer Pleite wäre ich zufrieden, denn ich könnte behaupten, dass ich mein eigenes Unternehmen hatte. Ich hatte den Mut und bin dadurch viel erfahrener als die Mehrheit der Menschen.

Das soll nicht heißen, dass ich blauäugig an die Sache herangehe. Aber ich will damit sagen, dass ich nicht nach Perfektion strebe. Wenn ich nach diesem einen perfekten Produkt suche, finde ich vielleicht nie etwas und werde daher nie etwas verkaufen. Vielleicht wird das erste Produkt ein Desaster, aber ich habe es getan und bin glücklich. Ich habe keine Angst zu scheitern, und ich nörgele nicht, wenn es nicht läuft. Ich lächle und eröffne einfach ein neues Geschäft oder entwickle ein neues Produkt.

Natürlich könnte ich nach einem Produkt mit hohen Margen suchen, aber spiegelt dieses Produkt meinen Traum wider? Vielleicht macht mein Produkt nur zwei Menschen auf dieser Erde glücklich, weil der Rest nichts damit anfangen kann. Aber die Tatsache, dass ich für diese zwei Menschen ein perfektes Produkt hergestellt habe, ist Lohn genug. Mein Streben geht über Geld hinaus. Es soll eine Marke sein, die Menschen weiterbringt und nicht nur ein weiteres Produkt ist, das man in tausend anderen Variationen findet. Das soll nicht heißen, dass ich nicht mehr verdienen möchte.

Ich glaube, wir müssen alle lockerer werden und mehr ausprobieren. Man hat nur ein Leben, und wenn man zu lange wartet, verpasst man vielleicht etwas. Denn was nützt einem das viele Geld, wenn man unter der Erde liegt?



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